Seit etwas mehr als 1,5 Jahren bin ich stolzer Besitzer einer Drohne (eine DJI Mavic Air 2S) und da ist es natürlich naheliegend, dass ich diese auch zum Fotografieren und Filmen mit nach Namibia nehmen wollte. Vor meinem inneren Auge sah ich schon die Videos, in denen wir mit dem Allrad über Offroad-Pisten fahren und das Ganze durch die Drohne filmen lassen. Immerhin habe ich ja – wie in Europa vorgeschrieben – sogar den kleinen Drohnenführerschein gemacht, da sollte es ja in einem weniger bevölkerten Land wie Namibia kein großes Problem darstellen. Sollte…
Ich hatte meine Rechnung ohne die Namibianische Luftfahrbehörde NCAA gemacht. Da Drohnen wohl auch vermehrt von Wilderern zum Aufspüren und Jagen von Wildtieren verwendet werden, gibt es in Namibia sehr strenge Vorschriften für die Mitnahme und Nutzen von Drohnen. Und diese gehen deutlich über das hinaus, was wir aus Deutschland und Europa kennen: Jede Nutzung muss rechtzeitig vorher bei der Behörde angemeldet werden. Dazu gehört ein mehrseitiges Formular mit allen Details zum Piloten und zur Drohne (-> einfach), eine Bearbeitungsgebühr von ca. 20 EUR (-> schon nicht mehr ganz so einfach), eine komplette Ausarbeitung der geplanten Flugpunkte inkl. Tag, Koordinaten und Screenshot aus Google Maps (extrem aufwendig) unter Berücksichtigung der Flugverbotszonen und, wenn man in der Nähe einer Landebahn fliegen möchte, noch ein zusätzlicher Antrag an eine andere Abteilung der Behörde (gefühlt aussichtslos).
Als ich mich zum ersten Mal mit diesem Thema auseinandergesetzt habe, war ich schon kurz davor die Drohne einfach zuhause zu lassen. Aber so richtig war das auch keine Option, zu groß war die Verheißung toller Fotos und Videos aus der Luft. Also startete ich mit dem vermeintlich kleinsten Problem, dem Antragsformular und der Überweisung der Bearbeitungsgebühr. Während ich das erste bis auf ein paar Ausnahmen, die zügig von der NCAA angemahnt wurden, richtig ausgefüllt habe, ging das Drama mit der Bearbeitungsgebühr erst richtig los: Der Betrag muss auf ein namibianisches Konto überwiesen werden. Bei den üblichen Banken fallen dafür horrende Gebühren an, daher wollte ich zunächst wieder Transferwise nutzen, was damals für Neuseeland schon gut funktioniert hatte. Leider bietet dieser Dienstleister aber keine Zahlungen nach Namibia an… Aber wozu gibt es das Internet? Schnell in einem Forum gesucht und einen anderen Dienstleister gefunden, den ALLE für so etwas nutzen, nur leider wurde dieser kürzlich von einer anderen Bank übernommen und hat daher auch gerade keine Neukunden angenommen… Also weiter geht es mit der Suche. Ich entschied mich für Dienstleister Nr. 3 (den Namen nenne ich bewusst nicht), registrierte mich, führte ein Online-Identifikationsverfahren durch, beantwortete diverse Fragen warum, weshalb und wie oft ich Geld nach Namibia überwiesen möchte und hatte es irgendwann geschafft – die Transaktion war angemeldet und ich musste nur noch die knapp 20 EUR auf ein deutsches Konto überweisen. So weit so gut, ich ging zufrieden ins Bett und machte gedanklich einen Haken an das Thema.
Am nächsten Morgen hatte ich jedoch zwei E-Mails im Postfach: eine 1:30 Uhr, dass man mich leider nicht telefonisch erreicht hat (Kunststück, da man mich nicht mal angerufen hat), und eine weitere 3:30 Uhr, dass meine Transaktion storniert wurde weil ich mich ja nicht auf die erste Mail hin gemeldet habe. Für einen Dienstleister aus Irland sind das schon echt sportliche Arbeits- und Reaktionszeiten, die einem da abverlangt werden! Nach gut 30 Minuten in der Warteschleife erfuhr ich dann von einem freundlichen Inder auf Englisch, dass grundsätzlich vor der ersten Transaktion ein persönliches Gespräch geführt wird, nur leider war davon auf der Homepage absolut nichts zu lesen. Also beantwortete ich geduldig alle Fragen nach dem warum, weshalb und wie oft erneut, nur um dann zu erfahren, dass man nicht sicherstellen kann, dass auch wirklich der gewünschte Betrag in Namibianischen Dollar bei der Behörde ankommt. Wechselkurs, Bearbeitungsgebühren etc. Ach DAVON stand vorher natürlich nichts auf der Seite. Die konstruktive Idee aus dem Call-Center, doch einfach nach der Überweisung bei der Luftfahrtbehörde anzurufen, ob denn genug Geld angekommen ist, habe ich dann doch schnell verworfen, wie auch alle weiteren Versuche mit diesem Dienstleister. Mein bereits überwiesenes Geld zurückzubekommen war dann natürlich auch nochmal eine Herausforderung, die aber hier den Rahmen sprengen würde…
Kommen wir also zum nächsten Schritt, der Vorab-Planung aller Flüge inkl. Start-Koordination, Screenshots aus Google-Earth etc. Ich denke jeder kann sich vorstellen, wie aufwendig und schwierig es ist, vorab schon festzulegen, wo man fliegen möchte und wo nicht, ohne jemals vor Ort gewesen zu sein. Ich habe also in mühevoller Kleinarbeit die komplette Route geprüft und in Summe 50 Flugpunkte herausgearbeitet, wobei ich ehrlich gesagt nicht weiß, wie viele davon real überhaupt in Frage kommen. Selbstverständlich wird die Sache noch dadurch erschwert, dass Flüge innerhalb von Nationalparks und im Abstand von 5 Meilen zum nächsten Flughafen (was auch mal eine Sandpiste sein kann, auf der zur Jahrhundertwende zum letzten Mal ein Flugzeug gelandet ist) verboten ist. Zumindest für den letzten Fall gibt es aber Sondergenehmigungen, für die man neben einer Risikobewertung des Fluges (!) auch noch eine schriftliche Genehmigung des Eigentümers des Flugplatzes benötigt. Und DIE sind gar nicht mal so einfach herauszufinden kann ich nur sagen.
Aber letztendlich war ich nach mehreren Schleifen mit der NCAA erfolgreich und habe kurz vor unserem Urlaub die schriftliche Genehmigung erhalten, mit der Drohne fliegen zu dürfen, sogar mit Sondergenehmigung für Flüge in der Nähe von drei Landebahnen! Ich hoffe nur, dass sich jetzt auch überhaupt jemand in Namibia für diese Genehmigung interessiert, damit der ganze Aufwand nicht umsonst war 😉
PS: Ich habe jetzt viel über die Bürokratie geschimpft, aber eine Sache möchte ich noch kurz betonen: Die Mitarbeiter der NCAA waren wirklich extrem schnell und hilfsbereit, ich hatte meist schon am nächsten Morgen eine Antwort bzw. Hinweise, was ich so alles falsch ausgefüllt hatte. Da waren sie wirklich sehr genau, aber eben auch so schnell, dass man relativ gute Fortschritte macht!
Dr. Gerhard Aust
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