Immer noch satt vom grandiosen Buffet von gestern haben wir das Frühstück kurzerhand ausgelassen und uns lieber gleich auf den Weg zum Grand Canyon gemacht, immerhin hatten wir nochmal 4,5 Stunden Fahrt vor uns. Diese verlief einigermaßen ereignislos und dank des Harry Potter Hörbuches gab es auch keinen Protest von der Rückbank, dass wir wieder so lange fahren. Einziger Stopp war an einem großen Walmart Shopping-Center bei dem wir unseren obligatorischen Ersteinkauf machen müssten, denn nun ist ja die Zeit der Hotelübernachtungen vorbei, ab jetzt wird gezeltet!
Am südlichen Eingang des Grand Canyon National Parks haben wir uns erstmal den sogenannten „America the Beautiful“ Pass gekauft, mit dem man ein Jahr lang Eintritt in alle amerikanischen Nationalparks hat. Die $80 sind vergleichsweise günstig, wenn man bedenkt, dass alleine der Grand Canyon NP $35 gekostet hätte und wir ja noch einige Nationalparks besuchen wollen. Kurze Zeit später haben wir auch die erste Elchkuh am Straßenrand gesehen. Ehrlich gesagt war uns vorher gar nicht bewusst, dass der Grand Canyon in einem Waldgebiet liegt, auf den Fotos die man kennt, sieht man ja immer nur den felsigen Canyon. Doch zunächst sind wir erstmal zum Mather Campground gefahren und haben unsere beiden Zelte aufgebaut.
Danach haben wir uns auf den Weg zum Nationalparkzentrum gemacht, wo wir in den Shuttle Bus gestiegen sind, der die verschiedenen Aussichtspunkte in westlicher Richtung ansteuert. Aufgrund der Touristenmassen, die hier in der Hauptsaison auflaufen, ist diese Strecke nämlich für normale Autos gesperrt und man kommt nur mit dem Shuttle dorthin. Dieses fährt aber kostenlos alle 10-15 Minuten und so konnten wir bis zum Sonnenuntergang noch drei verschiedene Aussichtspunkte anfahren. Da die Zeit vor dem Aufbruch nicht mehr zum Abendessen gereicht hatte, sank die Laune von Bella und Lilly quasi minütlich, und so war unsere erste Amtshandlung wieder zurück am Zeltplatz, das Lagerfeuer anzuzünden. Es gab Würstchen, Steaks und Mais und zum Abschluss noch ein Marshmallow, bevor die beiden dann total kaputt ins Bett gefallen sind und auch wir haben es nicht mehr allzu lange am Lagerfeuer ausgehalten…
Die Nacht war kurz, da ich (natürlich) zum Sonnenaufgang Fotos machen wollte und daher meinen Wecker auf 04:00 Uhr gestellt hatte. Allerdings habe ich die erste Nacht im Zelt sowieso kaum geschlafen, da war das frühe Aufstehen auch gar nicht so schlimm. Der Sonnenaufgang war zwar nicht sonderlich spektakulär, die Landschaft dafür aber umso mehr. Nach getaner Arbeit habe ich mich wieder auf den Rückweg zum Zeltplatz gemacht und unterwegs noch an dem ein oder anderen Aussichtspunkt angehalten. So hat es genau gepasst, dass meine drei Mädels auch schon wach waren als ich ankam und wir haben unser erstes Zeltplatz-Frühstück genießen konnten.
Nachdem wir alles wir in unserem Chevy Tahoe verstaut hatten, haben wir uns die Aussichtspunkte Richtung Osten auf der Desert View Road vorgenommen. Es ist schon spannend zu sehen, wie sich der Grand Canyon mit jeder Meile verändert und wieder neue Felsformationen zum Vorschein kommen. Wenn man dann noch den Colorado River tief unten im Canyon sieht, kann man sich kaum vorstellen, dass dieser Fluß das alles verursacht hat. Am Desert View Tower hieß es dann erstmal Abschied nehmen vom Grand Canyon, zumindest vorerst, da wir auf dem Rückweg ja nochmal einen Abstecher zum North Rim machen werden.
Nun ging es aber erstmal die 2,5 Stunden weiter nach Page, wo die nächsten Naturschauspiele auf uns warteten. Am Wahweap Campground angekommen, führte uns der erste Weg allerdings erstmal zum Badestrand am Lake Powell. Da Wasser war zwar saukalt, aber umso erfrischender und die Mädels waren begeistert, wieder baden zu können. Einzig störend waren die Dornen, die überall auf dem Strand lagen und uns ein wenig an Namibia erinnert haben. Eben diese gab es auch am Zeltplatz zuhauf, so dass beim Zeltaufbau immer mal wieder ein lautes „Aua“ zu hören war. Da der Sonnenuntergang (vermeintlich) näher rückte, gab es schnelle Nudeln mit Tomatensoße zum Abendessen und wir haben uns eilig auf den Weg zum Horseshoe Bend gemacht. Vermeintlich, da mein Handy wohl mit den diversen Zeitzonen in den Bundesstaaten (mal mit, mal ohne Sommerzeit…) etwas verwirrt war und wir so eine Stunde zu früh am Aussichtspunkt ankamen. Wenn ich das gewusst hätte, hätte wir uns doch nicht so stressen müssen und wir hätten alle zusammen hingehen können. Alleine war ich trotzdem nicht, denn es wimmelte nur so von anderen Touristen. Kein Wunder, denn der an ein Hufeisen erinnernde Canyon ist schon wirklich beeindruckend! Schnell hatte ich meinen favorisierten Platz gefunden und habe auf den Sonnenuntergang gewartet, was durch starken Wind gar nicht mal so angenehm war. Ähnlich erging es Katja am Zeltplatz, da wir die Zelte nur mit wenigen Heringen gesichert hatten und unser Zelt kurzerhand ein Stück durch den Wind versetzt wurde. Und da ich mit dem Auto und allen Sachen unterwegs war, mussten sich die Kinder kurzerhand ins Zelt setzen, um es zu beschweren…
Der Sturm flaute auch in der Nacht nicht ab und so war unser Schlaf entsprechend durchwachsen, nur Lilly und Bella haben wieder mal nichts mitbekommen. Da passte es ganz gut, dass ich ausnahmsweise mal nicht zum Sonnenaufgang loswollte, so konnte ich dem Sturm noch etwas mehr lauschen… Für heute hatten wir zwei Touren zu den weiteren Sehenswürdigkeiten von Page gebucht: die Slot Canyons Lower Antelope Canyon und Secret Canyon.
Ganz im Gegensatz zum ausladenden Grand Canyon, bei dem man die andere Kante fast nicht sehen kann, handelt es sich hier eher um schmale Risse im Erdboden, durch die man laufen kann. Durch die Sandsteinstrukturen und den wechselnden Lichteinfall ergeben sich fantastische Farben und Formen. Am berühmtesten sind die Lower und Upper Antelope Canyons, die dadurch aber auch entsprechend überlaufen sind. Es wird tatsächlich eine Touristengruppe nach der anderen durch den Canyon geschoben, man darf keine Taschen (oder Stative) mitnehmen und nur kurz für ein Foto stehen bleiben. Dauert es zu lange, kommt der nächste Guide mit seiner Gruppe und treibt einen an. Das ist zwar etwas nervig, aber nichtsdestotrotz fanden wir die Tour sehr gut und absolut lohnenswert. Die Guides waren alle sehr bemüht und haben an den richtigen Stellen Fotos von den Besuchern gemacht. Trotz der ein oder anderen Ermahnung, dass wir weitergehen sollen, hatten wir doch ausreichend Zeit, um den tollen Anblick auf uns wirken zu lassen.
Als „Belohnung“ ging es danach nochmal an den Strand. Obwohl das Wasser gefühlt noch kälter war als gestern und dazu noch ein starker Wind wehte, der uns ordentlich sandgestrahlt hat, war es eine willkommene Abwechslung. Entsprechend groß war das Gemecker, dass wir nach einer Stunde nochmal losgefahren sind, da ich eine zweite Tour durch den sogenannten Secret Canyon gebucht hatte, bei der man auch mit Stativ fotografieren durfte. Da meine Frauen nach dem einen Slot Canyon genug hatten, setzen Sie mich am Treffpunkt ab und fuhren wieder zurück zum Strand. Diese Tour war ganz anders als die erste heute Morgen. Zunächst wurde die überschaubare Gruppe von elf Personen über eine Off-Road-Piste zum Eingang des Canyons gefahren, wo dann jeder in seinem eigenen Tempo den Canyon erkunden konnte. In meinem Fall war das natürlich deutlich langsamer und ich konnte ausgiebig fotografieren… :-) Danach haben wir noch einen kurzen Abstecher zu einem anderen Aussichtspunkt auf den Horseshoe Bend gemacht, der aufgrund des heftigen Sturms aber nur sehr kurz ausfiel.
Wieder zurück sind wir erstmal bei Big John’s Texas BBQ eingekehrt, das uns mit seinen beiden riesigen Smokern bereits von der Straße aus aufgefallen war. Entsprechend fleischlastig und lecker war dann auch unser Abendessen mit Beef Brisket, Pork Ribs und Nachos mit Pulled Pork. So gestärkt sind wir dann nochmal zusammen zum Horseshoe Bend gefahren und haben den Sonnenuntergang dort verbracht. Bella und Lilly sind dann wieder total kaputt in den Schlafsack gekrochen, während Katja und ich noch eine Weile am Lagerfeuer saßen.
Nach einem abschließenden Sonnenaufgang am Horseshoe Bend, bei dem es deutlich ruhiger zuging als noch am Vorabend, haben wir Page dann wieder verlassen und sind zu unserem nächsten Ziel aufgebrochen.
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