Nach unserem kurzen Zwischenstopp in Santiago ging es gestern schnell weiter, schließlich sind wir nicht hier, um uns Städte anzusehen. Ein weiterer Flug brachte uns nach Punta Arenas, mit knapp 120.000 Einwohnern die größte Stadt Südpatagoniens und letzte Bastion vor Feuerland und der Antarktis… So weit südlich soll es für uns aber gar nicht werden, wir wollen ja in den nächsten drei Wochen Richtung Norden bis Puerto Montt fahren.
Und damit sind wir gleich beim richtigen Thema: Am Flughafen von Punta Arenas haben wir unseren Mietwagen in Empfang genommen! Ein Toyota 4Runner, mit Allrad, 4,0-Liter-V6 Maschine, über zwei Tonnen Leergewicht und dementsprechend auch einem Verbrauch von mind. 13 Liter auf 100 km… Soviel zum technischen Teil, kommen wir zum emotionalen: DAS TEIL IST DER HAMMER! J Schon beim ersten Blick haben wir beide das Grinsen erstmal nicht mehr aus dem Gesicht bekommen, weil das Teil einfach riesig ist und richtig Eindruck macht. Zu unserer Verteidigung muss man sagen, dass wir mit diesem Gefährt aber keinesfalls auffallen auf patagonischen Straßen, da bestimmt die Hälfte der hier fahrenden Autos Geländewagen und Pickups sind. Aber nicht alle so groß wie unserer… :-)
Die Übergabe verlief auch problemlos, ein paar kleinere Macken wurden zu Protokoll gegeben und wir bekamen die Schlüssel. Beim Abschied wurde uns noch gesagt, dass wir uns nicht wundern sollen, wenn es am Anfang ein paar Geräusche gibt beim Fahren, da die Bremsen ganz neu seien. Ich setze mich also voll motiviert ans Steuer, will losfahren und wundere mich erstmal, warum das Anfahren so schwer geht. Ok, die rote Warnleuchte ist vielleicht auch nicht so toll… Nach ein paar Metern auf dem Weg zur Ausfahrt kam dann auch noch ein Piepsen dazu… War das jetzt das Geräusch, von dem die Rede war? Nein kann nicht sein, lieber nochmal in die (ausschließlich spanische!) Bedienungsanleitung geschaut. Dort stand nur etwas von Fehlfunktion und man solle sich an den Service wenden wenn diese Lampe nicht ausgeht. Na prima! Dann kam uns der Gedanke, dass es vielleicht die Handbremse sein könnte, aber leider war weit und breit nichts von einem Hebel, Taster oder was auch sonst zu finden. Also wieder die (immer noch spanische!) Bedienungsanleitung konsultiert. Verdammt, was weißt überhaupt Handbremse auf Spanisch??? Ich kürze das jetzt mal ab: es war tatsächlich die HANDbremse, nur dass diese bei unserem Mietwagen ein Fußpedal links vom Bremspedal ist… Ich bin nur froh, dass meine Versuche den Vermieter anzurufen gescheitert sind, da hätte ich mich ja gleich mal schön blamiert!
Nach dieser Aufregung haben wir erstmal den nächsten Supermarkt aufgesucht und unseren Basiseinkauf erledigt. Viel mehr Zeit blieb dann an diesen Tag auch gar nicht mehr, wir haben unser Hotelzimmer bezogen (und das riesige Auto in einem tierisch engen Hinterhof eingeparkt) und uns abends etwas Leckeres zu Essen gesucht. Lonely Planet sei Dank hat das auch gut funktioniert und ich habe gleich mal Guanaco probiert.
Den nächsten Morgen habe ich gleich mal standesgemäß eingeweiht und habe den Sonnenaufgang an einem Steg verbracht, während Katja noch die Annehmlichkeiten des Hotelbettes genossen hat. Ich habe es ihr gegönnt, lange gibt es diesen Luxus schließlich nicht mehr! Da wir für den Nachmittag eine Tour zur Isla Magdalena zum Pinguin-Gucken gebucht hatten, haben wir den Vormittag über noch ein wenig die Südspitze des Festlandes erkundet, genauer gesagt den Park Fuerte Bulnes mit toller Aussicht auf die Magellanstraße. Ganz runter an den südlichsten Punkt kommt man leider nur mit einer Zwei-Tages-Wanderung, für die wir leider keine Zeit haben…
Um 15:00 Uhr ging dann unsere Fähre zur Isla Magdalena, immerhin eine zweistündige Überfahrt. Auf dieser Insel sind zur Brutzeit bis zu 70.000 Magellanpinguine zu bestaunen. Dumm nur, dass die Brutzeit im patagonischen Herbst wohl schon vorbei ist und nur noch ein paar Nachzügler dort waren. Vorsichtig geschätzt würde ich von 50 (!) Pinguinen ausgehen, die wir bei unserer einstündigen Rundwanderung dort gesehen haben. Und bei denen hatte man ein wenig den Eindruck, dass es sich um die letzte Schicht handelt, die noch bis Dienstschluss ihre Arbeit verrichtet und nach Abfahrt der letzten Touristen dann endlich den verdienten Urlaub antritt… Nichtsdestotrotz haben wir es nicht bereut, denn 50 Pinguine zu sehen ist schließlich besser als gar keine! Und mal ehrlich, so stürmisch und kalt wie es auf diesem kargen Eiland war, würde ich dort als Pinguin auch nicht überwintern wollen, da sind Brasiliens Strände schon etwas verlockender!
Damit neigt sich unser Aufenthalt in Punta Arenas nun auch dem Ende zu, morgen geht es in den berühmten Torres del Paine Nationalpark, wo wir die Mehrtageswanderung „W-Trek“ machen wollen. Die nächsten Tage wird es also wahrscheinlich kein Update geben.
Dr. Gerhard Aust
Hobby Photographer
contact@gerhard-aust.de
Fischhausstraße 6
01099 Dresden
Germany
All contens and pictures are subjected to the copyright of Gerhard Aust.
You must not copy or use any pictures without written permission of the copyright owner.
If you are interested in licensing, please make an inquiry via email.