Manchmal ist die Welt schon verrückt: Nachdem mich Katja am Vortag ja um den besten Sonnenuntergang unserer Reise gebracht hatte und ich – statt mit dem Stativ irgendwo entspannt zu stehen wie es eigentlich sein sollte – auf einem Board und mit einem ziemlich müffelnden Helm auf dem Kopf eine riesige Sanddüne heruntergerutscht bin, ging das frühe Aufstehen an diesem Tag fast mehr von Katja aus als von mir! Unser Ziel für heute war das Geysirfeld El Tatio, mit ca. 4.300 Metern die höchstgelegenen Geysire der Welt. Richtig Action ist dort aber nur vor bzw. kurz nach Sonnenaufgang, wenn die Luft noch kalt genug ist und die Dampffontänen richtig nach oben schießen. Da die Sonne um 7:20 Uhr aufgeht und zwischen unserem Zeltplatz und El Tatio noch ungefähr 90 Km Schotterpiste (mit angeblich schwierigen Flussdurchquerungen!) lag, klingelte unser Wecker um 4:30 Uhr und punkt fünf waren wir unterwegs. Man könnte fast sagen, wir haben uns in die Kolonne eingereiht, denn die Geysire gehören zu den absoluten Highlights der Gegend und damit auch zum Standardprogramm der unzähligen Touranbieter, die ebenfalls so früh starten. Im Unterschied zu den zahlreichen Bussen hatte unser Jorge 2.0 allerdings kaum Probleme mit den knapp 2.000 Höhenmetern und zahlreichen Kurven und so haben wir uns Bus um Bus nach vorne gearbeitet. Warum diese Straße ausdrücklich nur für Allradfahrzeuge zugelassen ist, können wir im Nachhinein allerdings nicht nachvollziehen. Es gab nur eine kleine Flussdurchquerung und sonst unterschied sie sich nicht sonderlich von den anderen Schotterpisten in der Gegend. Unser Eindruck wurde auch von einem Peugeot 206 am Parkplatz bestätigt, den es meines Wissens nach noch nicht als Geländeausführung gibt: Don’t be gentle – it’s a rental!“ ;-)
Wir kamen also rechtzeitig vor Sonnenaufgang an und haben erstmal unsere Daunenklamotten angezogen. Wir hatten zwar „nur“ -7 Grad (es geht wohl auch deutlich kälter hier), aber mit der Zeit kann auch das ganz schön kalt werden. Bereits im Dunkeln waren wir von diesem Naturschauspiel begeistert. Überall zischte und dampfte es und die Geysire bildeten die unterschiedlichsten Formen und Größen. Zum (ebenfalls sehr schönen!) Sonnenaufgang ging es dann so richtig los und die Aktivität nahm deutlich zu, bis die Temperaturen dann soweit angestiegen waren, das wieder Ruhe einkehrte. Letzteres bezieht sich nicht nur auf die Geysire, sondern auch auf die Busgruppen, die kurze Zeit später schon wieder den Rückweg antraten.
Wir haben den Luxus des eigenen Autos genossen und es langsamer angehen lassen. Nach einem Frühstück mit Blick auf die Geysire haben wir noch in einer heißen Quelle gebadet, die allerdings nicht ganz an den Komfort der heimischen Badewanne herankam: Der Zufluss zum Becken kam mit sehr unterschiedlichen Temperaturen, so dass es je nach Strömung von „könnte ein bisschen wärmer sein“ bis „AAAHHH HEISS!!!!“ variierte. Als wir davon genug und uns an den Schultern fast einen Sonnenbrand geholt hatten, haben wir den Rückweg angetreten und auch hier kam uns das eigene Auto zu Gute. Hatten wir auf der Hinfahrt in der Dunkelheit noch nichts von der Umgebung gesehen, konnten wir diese nun in vollen Zügen genießen und nach Herzenslust Fotostopps einlegen. Diese Mischung aus karger Einöde, Vulkanen und grünen Flusstälern ist aber auch wirklich faszinierend! Kaum gab es irgendwo ein bisschen Wasser, konnten wir auch wieder Guanacos, Lamas und Flamingos beobachten.
Da der Tag ganz im Zeichen der heißen Quellen stehen sollte, haben wir im Anschluss noch einen Abstecher zu den Thermen von Puritama gemacht. Dabei handelt es sich um einen kaskadenartigen Flusslauf in einer Schlucht, in dem es verschiedenen Becken zum Baden gibt. Dort konnte man ganz entspannt im warmen Wasser liegen und das Leben genießen – so kann Urlaub also auch sein! ;-) Der Nachteil der Schlucht war allerdings, dass sie schon deutlich vor Sonnenuntergang im Schatten liegt. Im warmen Becken ist das natürlich kein Problem, aber sobald man dieses verlässt um sich abzutrocknen, erinnert man sich schlagartig wieder daran, dass man ja auf 3.800 Metern ist und es dort doch ganz schön kühl werden kann ohne Sonne!
So entspannt fuhren wir nochmal zu einer schönen Stelle zurück, die wir vormittags gefunden hatten, um dort den Sonnenuntergang zu fotografieren, bevor uns auf den Heimweg nach San Pedro gemacht haben. Schließlich stand heute unser Urlaubs-Abschluss-Essen auf dem Programm, das wir in einem sehr schönen Restaurant bei Ceviche und Rippchen von Schwein, Wildschwein und Lamm ausklingen ließen.
Nun war es also soweit, der letzte Tag unserer Reise war gekommen – auch ein Monat geht leider mal vorbei… Wie üblich begannen wir ihn wieder zum Sonnenaufgang, diesmal bei einem Aussichtspunkt im Valle de la Muerte, das nachts zum Glück nur auf einer Seite durch eine Schranke gesperrt ist. Danach hieß es wieder mal Sachen packen, denn am nächsten Morgen sollte unser Flieger bereits um 7:55 Uhr in Calama starten und so hatten wir beschlossen, uns nicht nochmal eine Unterkunft zu suchen sondern einfach abends nach Calama zu fahren und dort am Flughafen im Auto zu schlafen. Als wir endlich alles gepackt hatten, machten wir uns auf den Weg zum Salar de Tara, laut Reiseführer eine „abenteuerliche Tour“, die uns wieder ins Altiplano führte. Man muss echt sagen, dass San Pedro eine optimale Basis für diese Gegend ist, da man alle Ziele immer nur sternförmig von dort erreicht. Mit dieser heutigen Tour hatten wir dann alle Zacken des Sterns abgefahren!
Führte uns der Weg die ersten 100 Km noch entspannt auf einer gut ausgebauten Straße über die 4.000-Meter-Marke, änderte sich dies schlagartig, als wir am Schild „Salar de Tara“ die Straße verließen. Nach einer kurzen Piste, die vorbei an sehr fragwürdigen (!) Gesteinsformationen führte, hörte der Weg schlagartig auf und es waren nur noch verschiedene Fahrspuren zu erkennen. Scheinbar sahen wir etwas ratlos aus, den ein netter chilenischer Guide, der wohl eine Privattour mit zwei Touristen gemacht hat, hielt an, und fragten uns, ob wir zum Salar wollen. Nachdem wir das bejaht hatten, erklärte er uns ausführlich den Weg, wobei uns etwas komisch vorkam, dass er dies vor allem mit Himmelsrichtungen und Sätzen wie „haltet immer auf den Vulkan zu“ tat. Hier gibt es tatsächlich keine Straße oder Schotterpiste, sondern man fährt 45 Km querfeldein und orientiert sich an den diversen Fahrspuren. Was soll ich sagen, es hat echt Spaß gemacht! Da kam nochmal richtiges Offroad-Feeling auf! Neben der sehr erlebnisreichen Fahrt war aber auch die Gegend einfach traumhaft und eine sehr schöne Abschlusstour.
Dr. Gerhard Aust
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