So eine Reise macht Hunger, und da bietet es sich natürlich an, das Frühstücksbuffet der Lodge mit Rührei, Pfannkuchen und Omelett zu plündern. Danach haben wir das Auto reisefertig gepackt (auch wenn sich das wohl noch ein paar Mal ändern wird) und haben uns auf den Weg nach Süden gemacht. Kurz nach dem Losfahren der nächste Schock – wo ist das Y-Kabel, mit dem die Kinder gleichzeitig mit ihren Kopfhörern Geschichten hören können, ohne dass Mama und Papa mithören müssen? Auch nach intensiver Suche war es nicht zu finden und so waren wir uns sehr schnell einig, dass wir nochmal in die nahegelegene Mall fahren und nach so einem Kabel suchen müssen. Zu abschreckend war die Aussicht, die nächsten 4.000km mit Pumuckl, Bibi&Tina und weiteren Hörspielen zu verbringen. Im dritten Laden war ich zum Glück auch erfolgreich und wir konnten die Fahrt fortsetzen.
Relativ unspektakulär fuhren wir weiter in die Kalahari (Halb-)Wüste, die Landschaft war zumeist flache Steppe ohne etwas Nennenswertes zum Gucken. Aber zum Glück gibt es ja Tiere und so war das erste Wildtier, das wir in Namibia gesehen haben, tatsächlich ein Affe, der am Straßenrand stand und uns seinen Hintern entgegenstreckte. Die letzten 30 Kilometer zur Bagatelle Kalahari Desert Game Ranch fuhren wir dann auch zum ersten Mal wieder Gravel Road und konnten noch weitere Tiere wie eine Familie Vogel Strauß sowie diverse Springböcke beobachten.
An der Lodge angekommen, wurden wir direkt mit einem Champagner empfangen. So lässt es sich leben! Nachdem die Mädels zwei Gläser Saft geleert hatten, waren sie nicht mehr vom Pool abzuhalten und so verbrachten wir den Nachmittag am Pool. Der war übrigens erstaunlich kalt, trotz der über 30°C, die wir tagsüber haben. Anschließend wurden wir zur Cheetah & Sundowner Tour abgeholt und es ging im offenen Jeep in die Geparden-Gehege. Dort leben fünf gerettete Geparden, deren Eltern von Wilderern geschossen wurden und die es ohne Aufzucht nicht geschafft hätten. Der Geparden-Trainer aus Schweden (!) fütterte die Geparden direkt aus der Hand und es war einfach toll, die Tiere aus der Nähe zu sehen. Anschließend fuhren wir noch zu einem Sundowner auf eine der roten Kalahari-Dünen und es gab Kaltgetränke mit Blick auf den Sonnenuntergang – und Chips, die Lilly und Bella vermutlich alleine aufgegessen haben. Um den Tag zu krönen, haben wir uns gegen die eigenen Vorräte und für ein Abendessen in der Lodge entschieden, was auch wirklich sehr gut war (Kingclip-Fisch und Kudu Steak). Die Nacht verbrachten wir dann zum ersten Mal im Dachzelt auf dem Campingplatz, der sogar mit eigenem Bad ausgestattet war.
Der nächste Morgen begann 6:30 Uhr und wir wurden zum Morning Game Drive abgeholt. Wieder im offenen Jeep ging es ca. 1,5 Stunden durch das Gelände der Ranch und wir haben wirklich sehr viele Tiere gesehen, neben Springböcken sogar Giraffen und Nashörner! Nach dem Frühstück verließen wir die tolle Ranch und ging es weiter nach Süden.
Unser nächstes Ziel war Keetmanshoop, genauer gesagt der nahegelegene Köcherbaumwald. Unser Zeltplatz lag strategisch günstig direkt daneben, so dass wir zu Fuß hinlaufen konnten. Bevor es soweit war, mussten wir aber erstmal einchecken – und da kam der absolute Schreckmoment! Gerade waren Katja, Lilly und ich durch die Tür zur Rezeption gegangen, sah ich in einer Ecke eine Schlange liegen. Mir schoss noch kurz der Gedanke „vielleicht ist sie ja nicht giftig“ durch den Kopf, da richtete sich das Vieh auf und zeigte uns unmissverständlich, dass es sich um eine Kobra handelte… Schnell schrien wir Bella an, dass sie nicht hereinkommen sollte, stellten Lilly auf einen Stuhl und sagten der Besitzerin Bescheid, dass hier eine Schlange ist. Sie kam sofort mit zwei Besen, entschuldigte sich mehrfach, dass sie diese nun töten müsste und erledigte das sogleich mit ein paar Schlägen. Sie erklärte uns dann, dass es sich um eine sehr giftige Kap Kobra handelte, deren Biss für Kleinkinder auf jeden Fall tödlich ist und für die es in ganze Namibia auch kein Gegengift gibt… Den Schreck mussten wir erstmal verdauen und wir legten uns eine Runde an den Pool und tranken erstmal ein kühles Bier für die Nerven. Ehrlich gesagt sind wir das mulmige Gefühl aber den ganzen Tag nicht mehr losgeworden und haben permanent die Umgebung beobachtet…
Zum Abendessen gab es Bratwurst mit Süßkartoffeln vom Grill, die ich aber erst nach dem Sonnentergang essen konnte, weil vorher die Zeit zu knapp wurde und ich schon mal allein losmusste. Katja und die Mädels kamen nach dem Essen ebenfalls zu mir und genossen den schönen Anblick der Köcherbäume, wobei es den Mädels besonders die vielen Kletterfelsen angetan hatten. Den Tag schlossen wir mit einem Lagerfeuer ab und die Kinder waren so müde, dass sie freiwillig ins Dachzelt gekrabbelt sind. Ich machte vor dem Schlafen nochmal einen Ausflug zu den Köcherbäumen, um den Sternenhimmel zu fotografieren und fiel dann ebenfalls kaputt ins Bett. Den Sonnenaufgang verbrachten wir natürlich wieder bei den Bäumen, bevor wir uns weiter gen Süden auf den Weg zum Fish River Canyon machten.
Der südlichste Punkt unserer Rundreise ist der Fish River Canyon, der sich in beeindruckender Größe durch eine karge Hügellandschaft schlängelt. Es gibt sogar eine Mehrtageswanderung (ca. 85km), die durch den Canyon führt, aber das erscheint uns aufgrund der Temperaturen doch irgendwie wenig reizvoll. Stattdessen checken wir erstmal auf dem Campingplatz am Canyon Roadhouse und gehen – wie üblich – erstmal in den Pool, der den anderen an Kälte in nichts nachsteht. Anschließend essen wir noch eine Kleinigkeit, bevor wir uns auf den Weg zum Canyon machen um unseren persönlichen Sundowner zu genießen. Und der Himmel meinte es wirklich gut mit uns – er brannte förmlich und das bei so einem tollen Fotomotiv! Anschließend haben wir im Roadhouse Burger und Rippchen zu Abend gegessen, bevor die Mädels wieder wie tot ins Dachzelt gefallen sind.
Der nächste Morgen begann wieder früh, wollten wir (oder ich!) doch natürlich auch zum Sonnenaufgang am Canyon sein. Mit zwei Dachzelten bedeutete das auch, dass wir zwei schlaftrunkene Schlafsack-Raupen aus den Dachzelten auf die Kindersitze gepackt haben und so dort noch eine Weile weiterschlafen konnten, den Canyon ist schließlich über 30km auf einer Schotterpiste entfernt. Nach dem Sonnenaufgang genossen wir erstmal unser Frühstück mit Blick auf den Canyon, wirklich ein großer Vorteil, wenn man sowieso alles im Auto dabei hat. Dieser Platz reiht sich definitiv in unsere schönsten Frühstücksplätze ein, nur Bella findet Canyons doof, weil man dort nicht so schön klettern kann wie am Giants Playground am Tag zuvor…
Den Vormittag nutzten wir dann, um die verschiedenen Aussichtspunkte am Canyon abzufahren, was hauptsächlich aus relativ langen Fahrten über teilweise sehr ruckelige Pisten und kurzen Aussteige-Pausen bestand. Die Mädels zogen es nach den ersten Stops vor, lieber im Auto zu bleiben und weiter Olchis zu hören. Gegen Mittag fuhren wir wieder zurück und legten erstmal eine Pause am Pool ein, die aufgrund des Windes und des kalten Wassers aber schnell wieder vorbei war. Zum Abendessen gab es Steaks und Mais vom Grill, bevor wir wieder zum Sonnenuntergang zum Canyon gefahren sind. Der Sonnenuntergang war wolkenlos und damit nicht vergleichbar mit dem Vortag, aber dennoch sehr schön. Auf der Heimfahrt ist Bella schon fast wieder eingeschlafen und wir steckten die beiden schnell ins Dachzelt. In der Nacht bekamen wir noch zwei Mal ungewöhnlichen Besuch, der sich sehr für unsere Mülltonne interessiert hat: Ein Stachelschwein hat diese kurzerhand umgeschubst und sich die Reste geschnappt, bevor ich es verjagt und die Mülltonne nach oben gestellt habe. Allemal besser als eine Schlange…
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