Das nächste Ziel auf unserer Reise ist abgehakt und es ist wieder Zeit für einen Blogbeitrag.
Rund 80 km westlich von El Calafate liegt der Perito Moreno Gletscher im Los Glaciares Nationalpark, in dem sie übrigens unverschämte Eintrittspreise verlangen (15€ pro Person pro Tag). Wir hatten uns bereits vorher belesen und wollten eine Big Ice Tour machen, d.h. 4 Stunden auf dem Gletscher rumlaufen. Wir haben zwar einen Zeitplan, wollten uns aber nicht schon vorher auf einen Tag festlegen. Das hat leider den Nachteil, dass man sich dann vor Ort um den Ausflug kümmern muss. An sich stellt das auch kein Problem dar nur, wenn man erst Abends gegen 9 Uhr in El Calafate ankommt, hat natürlich kein Office mehr offen. Da die Touren bereits sehr früh starten, meinte der Campingplatz Rezeptionist, dass man früh versuchen könnte bei dem Veranstalter anzurufen und dann selbst in den Nationalpark fahren. Da wir bei sowas natürlich nichts unversucht lassen, sind wir wieder in aller Frühe aufgestanden. Leider ließ sich trotz unseres Einsatzes keine Big Ice Tour für diesen Tag organisieren. Da wir diese aber unbedingt machen wollten, haben wir uns dafür entschieden eine Tour für morgen zu buchen und an diesem Tag in aller Ruhe den Gletscher über die normalen Aussichtsplattformen anzusehen.
Im Nachhinein war das auch keine schlechte Entscheidung, da man von den Aussichtsplattformen einen sehr schönen Blick auf die Front des Gletschers hat. Wir sind mehrere Stunden über die Plattformen flaniert und haben auf Abbrüche gewartet. Leider konnte ich keinen filmen.
Das Wetter sah tagsüber zwar nicht so toll aus, trotzdem haben wir uns dafür entschieden auf den Sonnenuntergang zu warten und währenddessen auf der Picnic Area zu kochen. Es gab wieder mal Nudeln. Wir haben ja eigentlich wirklich keinen Grund zu meckern, aber was im Vergleich zu Australien ein bisschen nervt, dass es außerhalb von Auto und Schlafsack eigentlich immer kalt ist. Tagsüber haben wir um die 10 Grad. Nachts liegen die Temperaturen um den Nullpunkt.
Der Sonnenuntergang hat sich entgegen der Erwartungen doch als sehr schön herausgestellt und wir haben uns auf den Rückweg gemacht. Da wir morgen früh wieder in den Park wollten um den Sonnenaufgang zu fotografieren und zu unserer Big Ice Tour zu starten, wollten wir nicht mehr die 80 km bis El Calafate zurückfahren, sondern auf einen Zeltplatz, der kurz hinter dem Parkeingang liegen sollte. Wir hatten bereits auf der Hinfahrt ein entsprechendes Schild gesehen. Leider hatten wir dabei übersehen, dass der Zeltplatz noch einmal 30 km entfernt über eine Schotterstraße zu erreichen war. Sowohl die Rückfahrt nach El Calafate als auch die Fahrt über eine Schotterpiste im Dunkeln erschienen uns nicht sehr erstrebenswert, so dass wir uns für die Alternative „übernachten im Auto“ entschieden haben. Gerhard hatte Jorge extra etwas Größer ausgesucht, damit wir diese Option im Notfall haben.
Der „Umbau“ gleicht einer logistischen Meisterleistung, da das gesamte Geraffel aus dem Kofferraum und den Rücksitzen nach vorne muss. Dann die Rückbank umlegen und eine grade Liegefläche herstellen. Die ein oder andere Ritze haben wir mit den Daunenklamotten und den Rucksäcken ausgestopft. Da kommt uns unsere Erfahrung von mehreren Reisen mit dem KA in Italien zu Gute. Im Vergleich dazu ist schlafen in Jorge der pure Luxus. Leider war unser Standplatz ein wenig Abschüssig, so dass wir immer mit den Füßen in Richtung Kofferraumklappe und ich seitlich von meiner Matte gerutscht bin. Aber wenn man müde ist, dann geht ja Vieles und auch diese Nacht haben einigermaßen überstanden. Ich muss aber gestehen, es lag vielleicht daran, dass wir ca. 10 Jahre jünger als wir um KA geschlafen haben. Aber da kam mir das irgendwie bequemer vor.
Erstaunlich fand ich auch, dass der Wagen über Nacht so extrem auskühlt. Am Anfang war der Innenraum durch die Heizung noch so warm, dass wir in den Schlafsäcken geschwitzt haben. Am nächsten Morgen allerdings war es deutlich kälter als im Zelt. Alles in allem würden wir das Zelt immer bevorzugen und nur noch in Ausnahmesituationen auf Jorge als Schlafgelegenheit zurückgreifen.
Nachdem wieder alles umgebaut war, ging‘s zurück zum Nationalpark. Wir hatten darauf gehofft, dass das Pförtnerhaus noch nicht besetzt ist um einfach durchfahren zu können. Leider brannte schon Licht und als wir am Stopp-Schild vorbeifahren wollten hat jemand kritisch aus dem Fenster geguckt. In dieser Situation hat sich wiedermal gezeigt, dass sie Gerhard nicht zum Gesetzesbrecher eignet. In einem Anflug von Panik erwischt zu werden, wollte er rückwärts wieder rausfahren und hat in der Eile dabei einen kleinen Holzpfosten übersehen. Keine Nerven der Junge :-) Trotzdem sind wir aber „unerkannt“ geblieben und man hat uns zu den regulären Öffnungszeiten nach acht wieder in den Nationalpark reingelassen. Sogar ein spätes Sonnenaufgangsfoto ist noch entstanden.
Unser Big Ice Tour stand nun nichts mehr im Wege. Das Wetter war strahlend und man konnte sogar die Berge vor dem Inlandeis sehen. Mit dem Schiff ging es zuerst auf die andere Seite des Sees und von dort über diverse Stationen, wo man altertümliche Steigeisen bekommen hat, an der Bergflanke etwas weiter nach oben. Mit zwei Bergführern und in einer 12er Gruppe sind wir dann über das Eis marschiert. Besonders beeindruckend waren dabei die tief blauen Gletscherspalten und die diversen Wasserfälle. Da April bereits das Ende der Saison ist, gab es leider keine größeren Eishöhlen mehr und das Eis war ein bisschen dreckig, aber allein die schiere Größe macht es zu einem echten Erlebnis. Ich glaube man kann dabei kaum einen speziellen Moment als Höhepunkt benennen. Es war einfach alles toll und als es dann auf dem Schiff zurück noch einen Whiskey on the rocks mit Gletschereis gab, waren wir mehr als zufrieden.
Wieder in El Calafate gab es heute noch mal eine Grillplatte mit einer Flasche Malbec. Für alle Weinliebhaber, argentinischer Malbec ist übrigens sehr zu empfehlen.
Morgen früh geht’s dann weiter in Richtung El Chálten.
Dr. Gerhard Aust
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