Ohne Sonnenaufgang haben wir uns nach 2 Tagen vom Canyon Roadhouse und dem Fish River Canyon verabschiedet und uns in Richtung Klein Aus aufgemacht. Gegen Mittag kamen wir in der Klein Aus Vista Dessert Horse Lodge an und die erste Frage unserer Hinterbank-Revolutzer ist „Wo ist der Pool?“. Nachdem wir unsere Sachen in unser Zimmer gebracht haben, beugen wir ins der Zwergendiktatur und gehen zum Pool. Für eine Wanderung war es eh noch viel zu warm.
Nach dem obligatorischen Bier, Cider und der Fanta am Pool wollen wir mal schauen, ob wir ein paar der Namib Wild Horses entdecken. Das sind „Wildpferde“, welche zum Ende des ersten Weltkriegs in Namibia zurückgelassen wurden als wir Deutschen dort nicht mehr so willkommen waren. Aus diesen verwilderten Pferden haben sich dank einer übrig gebliebenen Wasserquelle die heutigen Wildpferde entwickelt. Leider war am Wasserloch keins der Tiere anzutreffen, weshalb wir unverrichteter Dinge wieder weggefahren sind. Witziger Weise haben wir dann doch noch ein paar Exemplare direkt an der Straße gesehen. Es ist schon lustig, eigentlich sind es ganz normale Pferde, aber mit der Kulisse außen rum, hat es schon etwas Beeindruckendes.
Nachdem wir also auch Pferde gesehen haben, war es höchste Zeit zum Sunset View Point aufzubrechen. Die Stimmung bei den Mädels war auch nach den ersten Metern noch gut. Lilly ist mit Gerhard vorgerannt, weshalb nicht viel vom darauffolgenden Drama mitbekommen haben. Bella war nach dem Giants Playground total angefixt und wollte unbedingt klettern. Leider waren die Möglichkeiten im unteren Drittel sehr beschränkt, was meine Bella allerdings nicht davon abgehalten hat über Stock und Stein zu klettern. Leider war ein Sprung dann nicht so gelungen und Bella ist in einen Stachelbusch gefallen.
Wie der Name schon sagt, hatte der Busch stacheln und auch nachdem ich sie aus dem Busch rausgehoben hatte, steckt viele kleine Stacheln in ihrer Hose und in ihren Socken. Wer meine Bella kennt, der weiß, dass sie zwar sehr wagemutig ist, aber wenn es dann noch mal ein Aua gibt, dann muss am besten gleich die Kavallerie anrücken. Ab diesem Punkt war die Stimmung im Keller, Bella hatte die Nase voll und wollte wieder zurück. Ich stand da nun mit einem weinenden Kind und ohne Autoschlüssel, da diese mit Gerhard und Lilly bereits weit aus Sicht und Hörweite waren. Es blieb mir also nichts Anderes übrig als Bella Huckepack zu nehmen und sie den restlichen Berg hoch zu tragen. Das war auch für Bella ein annehmbarer Kompromiss und so kamen wir beide mit etwas Verspätung hinter Lilly und Gerhard oben an. Einen Drohnenflug sowie wie mehrerer Bilder und Videos später ging es Dunkeln mit Taschenlampe wieder zurück. Mittlerweile war es schon wieder nach 20 Uhr als wir in der Lodge eintrudelten. Frisch herausgeputzt mit Kleidchen ging es dann zum Essen. Die Energie der beiden Mäuse reichte gerade noch bis zum Essen. Direkt danach haben beide ihren Kopf auf den Tisch gelegt und sind eingeschlafen.
Das Federbett haben wir ausgiebig genossen. Da es keinen expliziten Foto-Spot gab, stand der Wecker auf 7 Uhr. Gehört haben wir ihn dann erst 7:20 Uhr, was aber nicht so schlimm waren. Wir haben in aller Ruhe das Frühstücks Buffett genossen und sind dann noch mal zu einer Wanderung aufgebrochen. Auf unserer Fahrt in die Geisterschlucht sind wir dann noch ein paar Wildpferden ganz nah begegnet, auf die wir gestern Abend vergeblich gehofft hatten. Von der Geisterschlucht ging es noch mal hoch zu einem Aussichtspunkt, von dem man einen fantastischen Blick über die Namib hatte. Bei steigenden Temperaturen ging es auf der anderen Seite des Berges wieder runter, was sich als semi-optimale Entscheidung entpuppt hat. Da der Weg noch unwegsamer wurde und gefühlt deutlich länger, sind wir eine halbe Ewigkeit in der prallen Mittagshitze den Berg runter gestolpert. Zu allem Überfluss hat Lilly in einen Dornenstrauch gefasst, was sehr schmerzhaft aussah. Nachdem wir endlich unten waren haben sich die Mädels und ich auf die Terrasse eines Chalets zurückgezogen und haben den Papa das Auto holen lassen. Manchmal hat es doch Vorteile, wenn man die Kinderkarte ausspielen kann…
Ziemlich knülle waren wir froh uns ins klimatisierte Auto setzen zu können und unseren weiteren Weg Richtung Koiimasis Ranch antreten zu können. Obwohl wir eigentlich nur eine Strecke von 150 km zurücklegen müsste, haben wir über 3 Stunden dafür gebraucht. Die Strecke war landschaftlich sehr schön, aber bestand komplett aus Gravel Road. Die letzten 25 km kamen wir sogar nur mit 40 km/h weiter. Ich finde es ja immer wieder faszinierend, wie abgelegen und einsam manche Orte sind. Die Koiimasis Ranch ist wiedermal so ein Ort, bei dem ich nicht begreifen kann, warum Menschen hier leben. Ja, die Gegend ist atemberaubend schön, aber auch verdammt einsam. Die nächste Tankstelle ist 150 km entfernt und von einem richtigen Supermarkt wollen wir gar nicht erst anfangen. Aber zu unserem Glück gibt es nicht nur eine Ranch mit angeschlossener Campsite, sondern auch eine Lodge mit Pool. Direkt nach unserer Ankunft haben wir uns also einen Platz im nächst besten Pool erkauft und haben wie immer die Abkühlung genossen. Zum Abschluss des Tages sind wir zum Sundown Viewpoint gefahren und haben dort die Sonne hinter Wolken!!!! Unglaublich aber wahr, ja es gibt hier auch Wolken.
Vielleicht noch eine kleine Anmerkung zu den Campsites in Namibia. Diese haben nichts, aber auch überhaupt nichts mit europäischen Campingplätzen gemeinsam. Fühlt man sich auf europäischen Campingplätzen manchmal wie in einer Sardinendose und kann dem Nachbarn durch die Zeltwand beim Schnarchen zuhören, so hat man hier meist nicht nur einen eigenen Grill und eine eigene Feuerstelle sondern ein eigenes Bad mit Toilette und Dusche. Und 1.000 m2 Stellplatz, mindestens! Apropos eigene Feuerstelle. Eines der Klischees, welche ich vor dem Urlaub mit Namibia verbunden habe, war das Lagerfeuer unter Sternenhimmel. Und tatsächlich fast an jeder Site kann man Lagerfeuer machen. Das ist aber leichter gesagt als getan, denn das namibianische Holz ist besonders hartnäckig. Es bedarf meist mehreren Anzündern, intensivem wedeln (mein Rekord liegt bei einer Stunde und einer Blase am Finger) und seit Neustem sogar die Zuhilfenahme der Gasflasche. Aber wenn es dann doch irgendwann mal brennt, dann ist es so ergiebig und so langlebig, dass man mit 3-4 Scheiten über den ganzen Abend kommt.
Die Mädels sind am Ende eines langen Tages dann so knülle, dass sie ihren Marshmallow dann meist über dem Grillanzünder bräunen bevor sie freiwillig in die Schlafkoje schlüpfen. Zum Leidwesen der Mädels hat ein Urlaub in Namibia auch nichts mit Ausschlafen zu tun, da es entweder zum Wandern oder Fotografieren geht. Meist etwas widerwillig schälen sie sich dann aus ihren Schlafsäcken bzw. manchmal stecken wir die beiden Raupen auch mit Schlafsack auf die Rückbank. #RabenEltern
Heute allerdings waren beide beim ersten Geräusch sofort hellwach, denn heute war endlich der lang ersehnte 5. Geburtstag. Ich wurde übrigens schon seit mindestens 3 Wochen gefragt, wie lang es jetzt noch bis zum Geburtstag dauert. Die beiden Standen also sofort Gewehr bei Fuß obwohl sie heute ausnahmsweise noch hätten etwas länger schlafen können. Noch einer unendlich langen Wartezeit war auch der Papa wieder vom Fotografieren zurück und es gab endlich Geschenke. Freilich konnten wir die gewünschten Rollschuhe nicht mit nach Namibia nehmen, da sie zum einen viel zu groß sind und man auf Gravel Roads auch eher nicht so schön fahren kann. Alternativ gab es ein paar schicke neue Ohrringe und für jede ein Fernglas zum Tiere beobachten. Leider gab es auf unserem bisherigen Weg (außer in Windhoek) keinen guten Supermarkt und auch in der Lodge war kein Geburtstagkuchen zu bekommen. Eine Schokotorte wie in Neuseeland konnten wir den Geburtstagsmäusen leider nicht bieten, aber ein Schoko-Muffin in einem Roadhouse auf dem Weg nach Sesriem wurde dann auch akzeptiert.
Dr. Gerhard Aust
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